Von Anfang bis Ende durch vier Hände

Wie genau man einen Gin herstellt und warum unser Gin voll und ganz das Prädikat "handcrafted" verdient hat, erfahrt ihr auf dieser Seite.

1. Vorbereitung

Wie in den meisten Fällen ist auch bei der Ginproduktion Vorbereitung alles, denn kleine Fehler können sich schnell rächen und dafür sorgen, dass das Ergebnis eines gesamten Ansatzes nicht dem gewünschten Resultat entspricht. Um uns davor zu schützen haben wir bereits im Vorfeld viele Fehlerquellen ausfindig gemacht, aber uns sind im Prozess mindestens ebenso viele aufgetaucht. Viele Fragen und Parameter galt es vorher aufeinander abzustimmen, um am Ende ein Produkt zu erhalten, mit dem wir zufrieden sein können. Mit welchem Alkoholwert wollen wir abfüllen?  Wie wollen wir abfüllen? Welches Wasser verwenden wir? Und viele weitere Fragen.. 

2. Wiegen

Nachdem unser finales Rezept feststand, war auch klar welche Botanicals dem ausdruckslosen Körper des Neutralalkohols Charakter verleihen sollen. Hierbei ist ein gewissenhaftes Abwiegen von allen Bestandteilen von großer Wichtigkeit, da vor allem sehr dominante Gewürze und Kräuter schnell überhandnehmen. Wer zum Beispiel bei Muskatnuss allzu großzügig ist, kann später beim Destillieren mit Noten rechnen, welche einer guten Leberwurst in nichts nachstehen. 

3. Mazeration

In dem Schritt geht es den Gewürzen und Kräutern so richtig an den Kragen. Das Wort Mazeration stammt hierbei von demlat. macerare, was so viel wie "zermürben" oder "quälen" bedeutet. Was jetzt viel aufregender und nach Kräuterfolterkammer klingt, ist in Wahrheit ein sehr viel unspektakulärer Arbeitsschritt als das Wort vermuten lässt. Letztendlich gibt man einfach nur die abgewogenen Botanicals in einen neutralen Alkohol, welcher sich zwischen 40 und 60vol% bewegt und belässt diese für eine gewisse Zeit im Alkohol, um alle gewünschten Aromanoten aus den Botanicals zu lösen. Hierbei ist jedoch sorgfältig abzuwägen, ob die Stärke des Lösungsmittels hoch gewählt wird und dementsprechend sich die Zeit der Mazeration verkürzt oder eben umgekehrt. Beide Richtungen beeinflussen maßgeblich das Endergebnis und sollten genau auf das Rezept abgestimmt sein.

4. Destillation - Jetzt wird's heiß

Die Destillation ist der wohl entscheidenste Punkt im Herstellungsprozess und folgt einer Dreigliedrigkeit. Diese lässt sich nämlich in Vorlauf - Mittellauf-Nachlauf unterteilen.

  • 1) Der Vorlauf ist vor allem bei Raubränden essentiell, da hier im Gärungsprozess entstandenes Methanol herausfraktioniert wird. Dieser nimmt aber bei der Gin-Herstellung nur muffige Wacholder- und andere unerwünschte Noten heraus, da der Neutralalkohol bereits kein Methanol mehr enthält. 
  • 2) Der Mittellauf enthält das gesamte Herzstück des späteren Gins, da hier zunächst die leichteren Destillate, welche vor allem Zitrusnoten enthalten, gefolgt von den schweren Destillaten, welche hauptsächlich würzige Aromen wie Pfeffernoten mit sich bringen, zum Vorschein kommen.
  • 3) Das Schlusslicht bildet der Nachlauf, welcher keinesfalls zu früh abgetrennt werden sollte, da andernfalls dem Gin einiges an Körper fehlt. Dennoch sollte man hier die Ausbeute zugunsten des Geschmackes reduzieren, da vor allem gegen Ende so schwere Noten zum Vorschein kommen, dass man sich damit die ganze gute Vorarbeit wieder zu Nichte machen kann. Man kann auch den Nachlauf selbst fraktionieren und später, nachdem sich die Aromen gesetzt haben, jene wieder hinzugeben, welche man in seinem Gin wiederfinden möchte. 

Trotz der Überschaubarkeit der einzelnen Schritte gestaltet sich das Zusammenführen aller drei schwieriger, als man denkt. Hierbei gilt es nämlich zu den genau richtigen Temperaturen und Zeiten abzutrennen, um weder Geschmack zu verlieren, noch ungewollte Noten zu übernehmen. Sind diese Schritte geschafft, steht einem guten Produkt nicht mehr viel im Weg.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal aus tiefstem Herzen bei Jörn bedanken dafür, dass er uns durch Nutzung seiner Usedom Destillerie diesen Prozess überhaupt erst möglich macht. 

5. Runterlöschen

Der Gin ist nun keineswegs trinkfertig, da sich bei ca. 80vol% wahrscheinlich selbst dem erfahrensten Seebären die Nackenhaare aufstellen würden. Der sogenannte Feinbrand wird in einen Edelstahltank überführt und mit besonders weichem Wasser auf Betriebstemperatur gebracht. Das Wasser wird hierfür extra mit einer Umkehr-Osmoseanlage gefiltert, um ihm einen besonders milden Charakter zu verleihen und so dem Destillat die Möglichkeit zu geben sich besonders gut zu entfalten. Mit dieser Methode könnte man selbst Ryck-Wasser trinkbar machen, auch wenn sich dann wohl niemand mehr an unsere Flaschen wagen würde.

Doch auch beim Bestimmen der Wassermenge ist größte Sorgfalt gefragt, da der wahre Alkoholgehalt nur minimal von dem abweichen darf, was das Etikett verspricht und man das Wasser nicht ohne Weiteres entfernt kriegt, wenn man sich einmal vergriffen hat. 

6. Ab in die Flasche

Anschließend wird unser auf 44vol% eingestellter Gin in sein neues Zuhause überführt, was ihn solange beherbergt, bis ihr ihn öffnet. Die Abfüllung erfolgt hierbei durch eine Vakuumabfüllanalage, welche noch einen vorgeschalteten 0,250 micron Filter besitzt, sodass wirklich auch kein Staubkorn später in eurem Glas landet. Dabei haben wir uns für eine besonders hochwertige Steinzeugflasche entscheiden, welche mittels Siebdruck veredelt wurde und jede einzelne für sich ein Unikat darstellt, was man zuletzt auch an der eindeutigen Flaschennummer erkennt.

7. Branding und Versiegelung

Damit man auch von oben unsere Schäfchen erkennt, werden die Buchenkorken abschließend mit unseren Initialen gebrandmarkt. Um zu verhindern, dass zwischendurch genascht wird, werden die Flachen auch noch mit Schrumpfkapseln versiegelt und es wird zusätzlich jede Flasche unterschrieben von dem, der sie abgefüllt und abgefertigt hat. 

8. Lagerung - Gut Dingen will Weile haben

Kurz nach der Reduzierung des Alkoholgehaltes und frisch nach dem Brennen, schmeckt der Gin nach noch nicht viel bzw. nicht seinem finalen Geschmack entsprechend. Daher ist hier vor allem Geduld gefragt, auch wenn es einem unter den Nägeln brennt, da es sonst schnell passieren, kann dass das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht. In diesem Zusammenhang haben wir festgestellt, dass sich nach ca. 2 Wochen kaum noch etwas tut, sodass man die Flaschen nach dieser Zeit ruhigen Gewissens auf die Reise schicken kann. Solange die Flaschen noch auf ihre Abholung warten, dürfen Sie sich glücklich schätzen, auf dem eigens für sie errichteten Massivholzregal zu stehen. Und wie lange sie dort stehen und warten, hängt allein von euch ab.